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Martin Scherber

Äußerungen zur Ersten

 

Die I. Symphonie in d-moll entstand 1937/38. Aus dieser Zeit gibt es keine Briefe oder andere schriftliche Äußerungen des Komponisten über diese Symphonie. Erst aus späterer Zeit hat sich einiges erhalten. Nach der Uraufführung im März 1952 setzte Scherber sich nochmals hin und überarbeitete die Symphonie.

 

 

Aus Briefen an Lilo Hammann-Rauno 1952-1972

 

 21.10.1952

„ Die Partitur der Ersten ersteht ja neu. Einiges in der Instrumentation wird auch geändert. Kleinigkeiten allerdings nur. Sie sieht nun viel besser, auch äußerlich, aus.“

 

22.1.1953

„Ein Dirigent einer Hochschule fand meine Erste sehr organisch und gekonnt; meinte aber noch, das wolle die heutige Menschheit nicht, er auch nicht. – So ist das!“

 

17.3.1953

„Die Erste zeigte ich hier dem besten Geiger, der auch Konzertmeister war. "Hm, das ist feine Musik. Das spielt sich gut, sagte er. Er sang gleich verschiedenes."  [wahrscheinlich zeigte er sie Seby Horvath]

 

1.8.1953

„Die Welt der Ersten liegt mir tief am und im Herzen. Eigentlich bin ich mit diesen Welten mehr eins wie mit allem in der Welt. Ich wollte, wir beide könnten sie einmal hören, so wie sie gedacht ist.“

 

18.3.1954

[Im Jahresrückblick auf die Uraufführung der Ersten in Lüneburg am 11.3.1952]

„Daran, wie sie ruhig und wie ein wunderlicher Balsam in die seltsam lauschenden Menschen einfloss – Ich dachte auch daran. Wann wir wohl die seltsame II. hören werden? Noch gar die III.?

.........In der ersten Symphonie lebt ein Frieden, eine Ruhe, eine Liebe zu allem . . . – Wenn ich nur daran denke, ich meine an die I. – dann stärkt sich schon mein Wille, ich werde ruhiger, klarer, friedfertiger, vertrauender, hoffnungsreicher. Es ist ja auch der Tanz darin verherrlicht, das Tänzerische, das zugleich den – nun sagen wir einmal: Choral in sich schließt. Ich selbst würde mich manchmal hinschleichen, wenn sie aufgeführt würde. – Mozart tat das. –

Ich weiß noch ganz genau, wie mich ein bestimmtes Thema der I., als es mir einfiel, geradezu verwandelte. Meine Seele so aufschloss, dass ich das Gefühl hatte, als spiele sich der ganze Weltprozess in seiner Ruhe und strahlenden Güte in mir ab. Wenn so etwas über die Menschen kommt, dann wissen sie, wo die eigentlichen Werte liegen, dann wird das ganze Schale-Wesen von ihnen fallen. - 

... Ich werde versuchen noch etwas zu instrumentieren...“ [an der Dritten]

 

25.5.1954

„Es müsste eben heute möglich sein, dass man von Wirtschaftsbetrieben Geld für kulturelle Taten geschenkt bekommt. ...sonst geht die Kultur restlos zu Grunde.

... So ähnlich wäre auch ein freies – wirklich freies Orchester ins Leben zu rufen, das die Dinge vor die Menschheit stellt, die die Menschheit bräuchte. Wir dürfen nicht von den Einnahmen mit dem, was wir vor die Menschen stellen wollen, abhängig sein. Kunst und das gesamte Geistesleben kann sich eben im Moment nicht finanziell rentieren. Eine Kunst, die sich rentiert, ist nie eine in die Zukunft führende. Sie lebt immer aus der Vergangenheit, läuft immer mehr der Masse nach.“

 

23.5.1956

„Die Erste hat augenblicklich Held. Er will einen Auszug für 2 Klaviere machen.“

[Willi Held war Pianisten- und Dirigentenschüler von Martin Scherber, schlug  später  aber beruflich andere Wege ein]

 

9.5.1963

„Meine erste ist in d-Moll. Da dachte ich – es gibt überhaupt keine tiefere, schönere, ernstere, innigere, düsterere, feierlichere Tonart! - 

Das dacht ich, erlebte ich dann bei der Zweiten: keine wundersamere Tonart, wie

f-moll!!! ------- !“

 

16.3.1972

„Inzwischen ist die I. Symphonie fertig geworden. Sehr schön ist sie geworden. Sie wird soeben verschickt. Dabei können so reiche Erfahrungen gemacht werden.“

[Die Drucklegung der Partitur bei Fa. Heinz Bosannek 1971, Nürnberg, ist gemeint. Danach wurde sie an ausgewählte Dirigenten, Orchester und Musikbibliotheken versandt.]

 

4.5.1972

„Ja, ein richtiger Musiker hat die Sonne wahrhaft im Herzen: er erwärmt und erleuchtet mit seiner Musik!“

 

Aus einem Schreiben von Hildegard Scherber-Tidecks aus dem Jahre 1999 im Rückblick auf Äußerungen ihres Mannes zu seinen Symphonien.

"Bei der 'Ersten' ist es so, wie wenn die Erde aufgehe und Gewalten heraustreten."

 

                                               *       *       *       *       *

 

 

Brief an Karl Foesel, Nürnberger Kritiker, am 3.4.1952:

„Die Sinfonie spielt etwa 30 Minuten ohne Unterbrechung, d.h. es ist der Versuch gewagt, die vier Sätze der klassischen Sinfonie organisch-logisch zusammenzugliedern – nicht spekulativ, sondern künstlerisch -, etwa so wie die 4 Elemente der Natur im Menschen zu einem Leib zusammengegliedert sind, sich durchdringen.

Durch meine 2.Sinfonie – sie spielt etwa eine Stunde – ist mir ganz deutlich geworden, daß die Form der Sinfonie nur so organisch weiter-entwickelt werden kann. Die Ansätze dazu fand ich schon in Beethovens und Bruckners 9. – jeweils erster Satz. Die Zusammengliederung – musikalisch-logisch, nicht äußerlich – muß kommen, denn dadurch nur kann des Menschen Ich – das ja auch im persönlichen Leben die Zusammengliederung bewirken soll – von Seiten der Musik angeregt werden. Bisher gingen die Anregungen der Musik doch mehr aufs Seelische. Das Seelische ist vielfältig, das Ich das Einheitliche.

Ich versuche sozusagen in ‚tiefe Schächte‘ hinabzusteigen. Dort unten finde ich keine Atonalität, keine Zwölftonmusik im heutigen Sinne. Deshalb ist die Sprache meiner Musik nicht ‚modern‘. Sie versucht von Bruckner weiterzugehen. Das Prinzip der Zwölftonmusik und der Reihentechnik waltet organisch-kosmisch – aber auf den ganzen Menschen bezogen – als Zeitimpuls auch in meiner Musik.“ 

             

 

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